Balance oder Dysbalance
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- Apr, 14, 2021
- By Andrea Kuenstle
- Fotografie, Reisen
In der Fotografie geht es oft um den Goldenen Schnitt. Damit soll und wird eine natürlich Balance im Bild erreicht. Eine visuelle Balance, mit der wir die Bildwirkung steuern.
Es gibt eine tonale- und eine Farb-Balance, eine symmetrische- oder asymmetrische Balance.
Aber genauso kann man mit konzeptioneller Balance arbeiten wie z.B. hell/dunkel, groß/klein, oder gut/böse.
Manche Balance in einem Bild kann störend sein. Dann nämlich, wenn das Motiv so gar nicht passen will. Wie z.B. einige meiner Aufnahmen von Kindern in Kambodscha.
Portraits, die mich persönlich sehr berührt haben.
Eine extreme Dysbalance zwischen Traurigkeit und Fröhlichkeit, zwischen Schönheit und Hässlichkeit, zwischen Reichtum und Armut.
Da waren die Kinder auf der Müllkippe. Nicht nur ihr Arbeitsort (was schon schlimm genug ist) sondern auch der tatsächliche Lebensraum.
Trotz all der Fröhlichkeit, die diese Kinder versuchen zu leben, macht mich die Aufnahme unendlich traurig.
Um die richtige Dys-Balance in solchen Bildern zu finden, dazu lebe ich zu sehr in einer wirklich glücklichen Blase. Es fällt mir schwer zu begreifen was ich da sehe.
Eine Nahaufnahme von dem Jungen machte es noch schlimmer. Alles eliminieren führte nicht zu einer wie auch immer „sehenswerteren“ Aufnahme. Der Versuch diesen Kindern eine gewisse Würde in den Bildern zu geben gelang mir nicht. Es wurde nur noch schlimmer. Und gerade die Gegensätze, die Balance in der Gestaltung zur Dysbalance in den Augen, dem Blick, machen dieses Bild für mich zu etwas so Besonderem. Diese Augen haben mich in meinen Träumen verfolgt.
Dysbalance: Kinder / Schmerzen!
Dann waren dort diese kleinen Kinder, neugierig auf mich. Auf die Ausländerin. Und trotz ihrer Wunden am ganzen Körper und den Schmerzen sah ich so viel Kraft in Ihren Augen.
Ein kleines Mädchen. Sie wäre wohl so gerne eine Prinzessin gewesen. Leider konnte ihr die Familie in der Zeit keine Familie bieten. Der Vater Alkoholiker, die Mutter nicht mehr da.
Mir blieb nichts anderes übrig, als der Versuch sie würdevoller darzustellen, als man es im allgemeinen bei Kindern machen würde. Und so entstanden diese Portraits (Klick auf das Bild führt zur Galerie):