Den Wald vor lauter…

…Bäumen nicht sehen!

Kennt ihr das? Wir beschäftigen uns oft mit so vielen Kleinigkeiten, gehen viel zu sehr in das Detail, in die Details, und verlieren dabei den Blick für das Einfache, für das „große Ganze“. Man sieht das Schöne nicht, obwohl es so nah liegt.
In der Fotografie ist das eines der wichtigsten Themen. Wie oft habe ich Kursteilnehmer, die sich völlig verzetteln.
Alles so kompliziert machen und dabei ganz vergessen, welches Foto sie denn eigentlich machen wollten.
Ist jetzt das Tele oder das Weitwinkel richtig? Ach, ich probiere einfach beide!
Und schon weiß man nicht mehr, was man denn genau fotografieren wollte!
Da sind sie wieder, die Bäume, die den Wald versperren. Unverschämtheit 🙂

Wir lernen, dass Perspektive wichtig ist. Also wird mit Sicherheit diagonal von schräg unten fotografiert. Den Goldenen Schnitt nicht vergessen und die richtige Brennweite.
Was für ein Foto! Rekord- und Preis verdächtig!

Habt ihr euch schon mal Fotos von richtigen Preisträgern angeschaut? Ich meine nicht die von dieser unsäglichen Foto Plattform Guru Shots, auf der ich mich bei den Gewinner Fotos beleidigt fühle und Schmerzensgeld verlangen möchte, damit ich mir die weiter anschaue. Nein, ich meine die von Fotografen wie Andreas Gursky, Hiroshi Sugimoto, Steve Mc CurryPeter Lindbergh.
Schaut euch die Schlichtheit der Aufnahmen an. Da gibt es die extreme Perspektive nur, wenn es auch für das gesamte Bild Sinn macht. Auf Farbe wird verzichtet, wenn sie nicht nötig ist, nein, sogar ablenken würde und es gibt 1 Foto einer Szene. Der Goldene Schnitt ist ein „kann“, kein „muß“ und immer sehen die Bilder irgendwie nach Zufall aus. Als wenn sie nicht inszeniert wären und wenn doch, dann scheint der Fotograf den Moment dazwischen erwischt zu haben.
Fantastisch!

Jetzt ihr! Welche Objektive wolltet ihr nochmal verwenden und warum macht ihr zum millionsten und  millionsten und millionsten mal ein Bild vom Brandenburger Tor?

Ja gut, das Brandenburger Tor ist für den Großstadtbesucher ein „Muß“. Aber dann macht doch einfach schnell ein Erinnerungsfoto mit dem Handy und verschwendet eure Energie nicht daran.
Oder ihr stellt euch mit dem Stativ davor und bleibt auf der Lauer, wartet auf den Moment, in dem ein weiterer Tourist ins Bild huscht, der irgendwie eure Aufnahme dann doch besonders macht.

Wie schafft man es aber denn nun vielleicht mal wieder den Wald zu entdecken?

Nehmt eure Kamera, schraubt ein Objektiv vorne dran, am besten eine Festbrennweite, nehmt euch vor nur ein Foto zu machen und lauft los. In die Stadt, durch das Dorf, in den Wald.
Und macht ein Foto!

Wald

Das ist es, was euch glücklich machen wird.

Und wenn ihr die Chance bekommt etwas besonderes zu fotografieren wie einen Ort oder ein Model, dann bereitet euch mental darauf vor. Was genau wollt ihr machen und haltet euch daran.
Plant und durchdenkt eure Aufnahmen und entscheidet dann welche Ausrüstung, welche Perspektive, welche Bühne ihr nehmen möchtet.

Hier findet ihr weitere Beiträge zu Fototipps und Fotokursen oder über meine Homepage Künstle Fotografie.

P.S.: Natürlich hat es bei mir mit dem EINEN Foto auch nicht geklappt 🙂